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Ja, es gibt sie auch im Radio. Egal, ob öffentlich-rechtliche oder private Sender. Nicht selten macht sich der Eindruck breit, Redakteure geben ihren Verstand beim Pförtner ab, wenn sie das Funkhaus betreten.

Als der private Hörfunk laufen lernte, öffneten sich auch für mich die Tore zu einer bis dahin verschlossenen Welt. Und so durfte ich mich erfreuen, als einer der Pioniere nach Neu-Erfindung eines alten Mediums dabei zu sein. Die ersten Jahre verbrachte ich beim Vermarkter diverser privater Lokalsender in Nordrhein-Westfalen. Meine Einsatzgebiete waren immer dort, wo es gerade „brannte“. Und so kam ich in den Genuss, für längere Zeiträume bei verschiedenen Sendern tätig zu sein.

Einer dieser Sender war Radio Westfalica in Minden. Wie es sich für einen lokalen Sender gehört, gab es auch dort an jedem Nachmittag aktuelle Veranstaltungshinweise, die so genannten V-Tipps. Damals natürlich noch mit einem „p“. Jeden Donnerstag fiel mir ein Veranstaltungshinweis auf, mit dem ich nie etwas anfangen konnte. Und so redete ich mir eine Zeitlang ein, es handele sich um einen Sportverein, der zu Treffen der Stoma-Träger einlud. Nach einiger Zeit wollte ich dennoch mal wissen, worum es sich dabei handelte – und schaute in stumme, ratlose Gesichter des Redaktionsteams. Die Blicke der Kollegen scannten jeden im Team ab. Irgendeiner musste es ja schließlich wissen. Bis schließlich alle gemeinsam die Redaktionsassistentin im Visier hatten. Denn sie war es ja schließlich, die den Termin jeden Donnerstag aus dem Fax zog und in die V-Tipps aufnahm. Aber auch sie zuckte nur mit den Schultern.

Nach nunmehr drei Jahren machte sich die Redaktion also an die Recherche und wurde auch schnell fündig. Als Stoma-Träger wurden Menschen mit künstlichem Darmausgang identifiziert. Ferner wurde die Gruppe als zu klein (fünf Personen) entlarvt, um weiterhin die Berechtigung auf einen Veranstaltungshinweis im Radio zu haben…

Einige Zeit später hieß mein Einsatzort Radio WAF, der Lokalsender für den Landkreis Warendorf im Münsterland. Das Redaktionsteam dort war damals sehr bunt gemischt. Neben einigen ausgebildeten Journalisten, wurde bei Radio WAF in dieser Zeit das Programm von einigen Laien moderiert. Darunter ein Lehrer und sogar ein Schüler. Letzterer konnte allerdings die gesamte Mannschaft in die Tasche stecken.

Dass ein Redakteur des Senders Rubens allen Ernstes für eine Art Kakerlaken hielt, dürfte so manches erklären. Nun geschah es jedoch montags bis freitags immer mittags, dass der lokale Landwirtschaftsverband ein Fax mit den aktuellen Schweine-Preisen schickte. Der lokalen Verantwortung bewusst, übernahm die Redaktionsassistenz nun also die Schweine-Preise brav in den Sendeablauf des Info-Blocks. Und somit war es den Hörern von Radio WAF mittags vergönnt, über Nachrichten, Schweine-Preise, Wetter und Verkehr informiert zu werden. Die Redakteure im Studio stellten den Sinn dieser Information nie infrage.

Aktuell plagen wir uns mit einigen öffentlich-rechtlichen Sendern, die einem unserer Kunden die Belegung von Sponsorings verweigern. Bei unserem Kunden handelt es sich um den Hersteller von Hygieneprodukten für die medizinische Versorgung bei Blasenschwäche und Inkontinenz. Begründung für die Ablehnung: Das Produkt passe nicht zum Publikum.
Wir haben uns vorrangig um Sponsorings bei Sendern bemüht, deren Hörer bzw. Zuschauer einen Altersdurchschnitt von deutlich über 50 Jahre aufweisen. Sender, deren Werbeblöcke gefüllt sind mit Treppenliften, Antistax, Granufink, Voltax, Gingium, Protefix, Doppelherz, Magnesium Verla und vielen weiteren Seniorenprodukten.

Tja, vielleicht sollten wir die Damen und Herren noch einmal nach Feierabend fragen – wenn sie erneut beim Pförtner vorüber gekommen sind…