Bestimmt ist Ihnen in den vergangenen Tagen auch schon der Radiopsot der Sparkassen DirektVersicherung “SDV24″ zu Ohren gekommen. Vermeintliche Mitarbeiter des Absenders erklären uns, dass sie den Spot lieber selbst sprechen und an teurer Musik und Sprechern sparen, damit die Versicherung in Zukunft schön billig bleiben kann. Das dort zu Gehör gebrachte ist nicht nur ärgerlich, sondern in großen Teilen falsch.
Nicht selten erlebe ich, dass ein potenzieller Neukunde die Ansicht vertritt, sein Spot würde wesentlich preiswerter in der Produktion, wenn auf eine Profistimme verzichtet wird. “Wir haben da eine Mitarbeiterin, die ein ganz tolle Stimme hat. Die bespricht auch immer unseren Anrufbeantworter.”
In der Praxis stellt sich dann folgende Situation ein: Der Kunde bringt seine Mitarbeiterin zum Produktionstermin mit ins Studio. Die Dame hat tatsächlich eine schöne Stimme. Doch ihre Nervosität, die sich zwangsläufig einstellt, wenn ihr bewusst wird, dass gleich alle Ohren auf die eigene Stimme gerichtet sein werden, kann sie nicht verbergen. Spätestens in der Sprecherkabine mit dem Mikrofon vor Augen und den Kopfhörern auf den Ohren, tritt der erste Schweiß auf die Stirn, die Stimme wird zittrig und der eigens mitgebrachte Text klingt nur noch schlecht abgelesen – keinesfalls aber gesprochen.
Speziell für derartige Situationen habe ich vor einigen Jahren ein Coaching-Training bei echten Experten in Hollywood absolviert. Dennoch wird es von nun an für unseren Kunden zeitintensiv und teuer. Denn die Zeit läuft und letztendlich muss jede Stunde im Studio in die Kalkulation einfließen. Das Resultat ist ein Radiospot, der den Kunden nur halbwegs befriedigt und ein Preisniveau erlangt, das nicht selten über dem Honorar für eine Profistimme liegt. Ein ausgebildeter Synchronsprecher oder Moderator geht zielsicher mit einem Text um und hat keinerlei Berührungsängste, wenn es um Technik und Publikum geht.
Der eingangs zitierte “SDV24″-Spot versucht uns glaubhaft zu machen, dass die Produktion eines Radiospots teuer ist – nicht zuletzt, weil professionelle Musik unter dem Spot ebenfalls einen immensen Etat verschlingen könnte. Auch das ist schlicht falsch, kommt doch mittlerweile die Musik für Radiospots häufig aus Archiven oder wird unter deutlich weniger Aufwand als geschildert von Studiomusikern komponiert und eingespielt.
Betrachtet man hingegen die Anzahl der Einschaltungen und die Platzierungen des SDV-Spots, sollte man sich wirklich noch einmal mit der Frage beschäftigen, was an der Kampagne des Absenders noch zu echten Spareffekten für die Versicherten führen kann. Sollte die Versicherungsgesellschaft mit der Kampagne das Ziel verfolgt haben, in irgendeiner Form humorvoll aufzutreten, so darf man getrost die Ansicht vertreten, dass dieses Ziel gänzlich verfehlt wurde.