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Seit einiger Zeit dürfen Newsletter nur noch mit Einwilligung des Verbrauchers verschickt werden. Dafür gilt das sogenannte opt-in Verfahren, was bedeutet, der Verbraucher muss der Werbekontaktaufnahme zustimmen. Es ist nicht mehr zulässig, die dafür vorgesehenen Buttons auf den Bestellseiten der Händler bereits voreingestellt mit dem entsprechenden Häkchen zu versehen. Dies muss der Verbraucher selbst vornehmen.

Die Realität sieht jedoch anders aus und der Kreativität mächtiger Webshop-Betreiber sind scheinbar keine Grenzen gesetzt. Wer regelmässig im Internet Einkäufe tätigt, wird die Abläufe kennen. Vor 2 Wochen bestellte ich bei einem Online T-Shirt Drucker ein selbst gestaltetes T-Shirt. 7 Mails erhielt ich seither von dem Shopbetreiber. Getarnt sind sie alle als Nachrichten, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Bestellung stehen. Nach und nach erreichten mich

– die Gratulation zu meinem Einkauf – natürlich nicht, ohne gleich die nächsten bunten Angebote in die Mail zu packen

– die Bestätigung für den Eingang der Bestellung

– die Bestätigung, dass der Auftrag in Arbeit sei

– die Aufforderung zur Bewertung

– die Versandbestätigung

– noch eine Aufforderung zu Bewertung

Als ich die Bewertung nicht abgegeben habe, lautete der Betreff der nächsten Mail „Jens! Jens! Jens“. Das las sich schon beinahe wie eine Drohung – „wenn du uns jetzt nicht endlich bewertest und dazu unsere bunte Website aufsuchst, dann kommen wir und holen dich. Und das wird nicht lustig!!!“.

In dieser Mail ganz nach unten gescrollt, finde ich dann den Link zum Abbestellen des Newsletter. Moment mal, wieso Newsletter? Dem habe ich doch gar nicht zugestimmt…

Dergleichen erlebt man mittlerweile täglich. Nach der Buchung des Hotels, nach der Reservierung des Mietwagens, nach dem Kauf der Sonnenbrille, nach der Reservierung des Tisches im Restaurant… Würden wir uns tatsächlich mit jeder Bewertung der Portale aufhalten, wären wir allein damit täglich gut 2 Stunden beschäftigt.

Das Perfide an diesen vermeintlichen Bewertungen ist jedoch, dass es nicht darum geht, es uns Verbrauchern so angenehm wie möglich zu gestalten, in den Shops einzukaufen oder anderen Usern die Kaufentscheidung zu erleichtern. Denn diese Mails sind automatisiert. Ebenso, wie die Prozesse, die dahinter stecken. Es geht nicht um Menschen, die mit Menschen kommunizieren möchten, sondern lediglich darum, uns so viele Informationen abzuknöpfen, wie irgend möglich, mit dem Ziel, uns so viel Geld abzuknöpfen, wie irgend möglich. Niemand interessiert sich wirklich dafür, wie gut mir das selbst gestaltete T-Shirt gefällt. Es geht nur um den Algorithmus, der dazu bestimmt ist, mir in Zukunft auf meine Emotionswelt abgestimmte Angebote zu unterbreiten. Und zu diesem Zweck ist den immer größer werdenden Konzernen jedes Mittel recht – ganz gleich, ob es legal ist oder nicht. Denn auch dies ist offensichtlich: Der kleine Elektroladen, bei dem man online bestellen kann, wird sich derart illegale Machenschaften nicht erlauben, weil er die Abmahngebühren nicht aufbringen kann und weil er sicherlich noch nicht skrupellos genug ist.

Eines ist jedoch sicher: In Zukunft werde ich meine T-Shirts wieder im Copyshop an der Ecke drucken lassen. Dort habe ich es mit echten Menschen zu tun, denen ihre Arbeit Freude bereitet und die mich nicht nach meiner Mailadresse fragen, um mich anschließend mit unerwünschten und scheinheiligen Newslettern zu bombardieren. Gleiches gilt für den Mietwagen, das Hotel, die Sonnenbrille…