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Vor rund 20 Jahren wurde in Deutschland ein neuartiger Rucksack auf den Markt geworfen. Um dem schicken Accessoire mit nur einem Rückengurt einen kreativen Namen zu verpassen, nannte man ihn schlicht „Bodybag“. Darüber haben sich meine Bekannten aus den USA ganz besonders gefreut, bedeutet dieses Wort dort doch nichts geringeres, als „Leichensack“.

Spätestens zur Fussball WM 2006 wurde wieder einmal so ein kreativer Begriff gesucht. Diesmal ging es um ein Gemeinschaftserlebnis – um das gute Gefühl, dass tausende Gleichgesinnte erleben, wenn sie sich vor einem riesigen Monitor versammeln und gemeinsam darauf warten, dass eine Lederkugel in ein Netz fällt. Sinniger Weise betitelte irgendein Schlaumeier dieses Unterfangen mit dem Begriff „Public Viewing“. Wieder kratzten sich Millionen Menschen am Hinterkopf und fragten sich, was das seltsame Volk der Germanen an dieser Wortschöpfung so toll findet – versteht man doch im englischsprachigen Raum darunter eher so etwas, wie das „öffentliche Aufbahren eines Toten“.

Nun versammeln sich Woche für Woche Tausende zu Protestmärschen und bedienen sich dabei eines Begriffes, der mich bereits im ersten Moment amüsierte: Pegida. In Berlin auch gerne Bärgida oder in Leipzig Legida genannt.

Mich erinnerte diese neue Wortschöpfung sofort an die zahlreichen türkischen Supermärkte, die wir mittlerweile überall in Berlin kennen: Eurogida oder Özgida steht dort über den Eingängen geschrieben. Schon vor vielen Jahren wollte ich wissen, was dieses GIDA eigentlich bedeutet und erfuhr vom Verkäufer im türkischen Supermarkt: LEBENSMITTEL. Zwar lässt man im Türkischen die Punkte über dem „i“ weg – aber spätestens im Web sind sie wieder da.

Umso größer ist nun meine Freude, dass die Schöpfer dieser Wutbürgerbewegung im Tal der Ahnungslosen sich eines Begriffes bedienen, der in meinen Ohren eher wie ein geschickter Marketing-Schachzug einer neuen Supermarktkette klingt. Ausgerechnet die Bevölkerungsgruppe, gegen die sich diese Demonstranten ursprünglich in Bewegung setzten, könnte Pegida nun gewinnbringend ausschlachten. Wäre ich türkischer Abstammung, würde ich jetzt sofort einen Supermarkt eröffnen und ihn PEGIDA nennen. Als Slogan dazu: Wir sind das Volk. Oder alternativ „Wir füttern das Volk“. Billiger könnte man gar nicht an den Aufbau einer Markenbekanntheit kommen.

Das wäre doch mal ein Tüpfel über dem „i“ 🙂